Wirksame Arbeitsaufträge erteilen
Das Problem:
„Immer wieder passiert es mir, dass die Schüler bei Arbeitsaufträgen beispielsweise für die selbstständige Arbeit, für das Ausfüllen von Arbeitsblättern, für Schreibaufgaben oder Experimente nicht ordentlich zuhören und nicht das machen, was sie machen sollen. Zu viele Schüler stellen unnötige Nachfragen, „wie geht das?“, „soll ich …?“, „können Sie mir mal helfen?“.“
Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass sich ein guter Arbeitsauftrag dadurch auszeichnet, dass der Lehrer seinen Schülern ausführlich und möglichst kleinschrittig erklärt, was genau sie zu tun hätten und wie genau sie die folgende Aufgabe zu bearbeiten hätten. Ein guter Arbeitsauftrag müsse schließlich, nachdem man ihn erteilt hat, „abgesichert“ werden, das heißt, dass ein oder mehrere Schüler wiederholen, was nun zu tun sei.
Angesichts des offensichtlichen Misserfolgs dieses Vorgehens ist es schon erstaunlich, dass immer wieder genau auf diesem Vorgehen beharrt wird, zum Beispiel bei der Ausbildung von Referendaren. Denn die oben genannten Nachfragen werden genau so in den Klassen gestellt, in denen zuvor alles ausführlich und kleinschrittig erklärt und anschließend „abgesichert“ wurde.
Dass das bekannte Vorgehen bei der Erteilung von Arbeitsaufträgen (ausführliches, kleinschrittiges Erklären plus Wiederholen des Auftrags durch die Schüler) mehr schlecht als recht funktioniert, hat folgende Gründe:
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Es ist erwiesenermaßen ein Irrglaube, dass kleinschrittige Erklärungen geeignet sind, einen Vorgang oder Sachverhalt verständlich zu machen. Jeder, der sich schon mit Bedienungsanleitungen beispielsweise für Handys oder Aufbauanleitungen von Ikea herumgeschlagen hat, kann ein Lied davon singen…
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Je detaillierter die Erklärung ausfällt, umso stärker bekommt der Zuhörer, also in unserem Falle der Schüler, den Eindruck, er werde wohl für „blöd“ gehalten. Dieses (unbewusste!) Phänomen führt dazu, dass man sich gegen diesen Eindruck „blöd“ zu sein, instinktiv zur Wehr setzt, indem man nicht mehr zuhört, man ist ja schließlich nicht gemeint, so blöd ist man doch nicht!
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Ausführliche, detaillierte Anweisungen und Erklärungen tendieren dazu, objektiv Einfaches unnötig kompliziert zu machen. Dadurch können Arbeitsaufträge kontraproduktiv wirken.
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Die erzieherische Wirkung von zu detaillierten, kleinschrittigen Arbeitsaufträgen, die obendrein noch von einem Schüler wiederholt werden, ist verheerend: Die unterschwellige Botschaft an die Schüler lautet ja gerade, „du musst nicht so genau aufpassen, weil ja alles doppelt und dreifach erklärt wird.
Schüler sollten und können aber lernen: „Ich muss genau aufpassen – und ich muss selbst meinen Kopf anstrengen, um den Arbeitsauftrag oder die Erklärung zu verstehen.“ Genau diese Erfahrung und Haltung ist die Voraussetzung dafür, dass es keine der oben zitierten Nachfragen gibt!
Was kann man tun, damit Arbeitsaufträge „ankommen“ und die Schüler keine unnötigen Nachfragen stellen?